Nur 12% der in Deutschland verkauften Blumen stammen aus dem Inland. Nicht fair gehandelte Blumen werden massiv mit Spritzmitteln behandelt. Rund 200.000 Beschäftigte in der Blumenproduktion arbeiten im Süden für unsere Freude an der Schönheit von Blumen, leiden an Ausschlägen und Atemwegserkrankungen, weil sie nicht ausreichend geschützt sind. Die Zahl der Fehlgeburten in Gegenden mit intensivem Blumenanbau in Afrika oder Südamerika liegt deutlich über dem Durchschnitt. Auch bei den deutschen FloristInnen entstehen aufgrund der verwendeten Giftstoffe Krankheiten. Durch die Blumenproduktion wird der Landschaft oft das wenige vorhandene saubere Wasser entnommen und das Abwasser ungeklärt in Flüsse und Seen geleitet. Außerdem ist es sicher kein Geheimnis, dass die BlumenarbeiterInnen miserabel bezahlt werden. Ein Positives hat die Produktion in diesen Gegenden jedoch: die aufgewendete Energie für Blumen ist im Süden trotz des Flugtransportes um 1/3 geringer als in Gewächshäusern bei uns.
1991 begann u.a. Brot für die Welt mit einer Blumen-Kampagne. Es wurden Standards für die sozial- und umweltgerechte Produktion von Blumen entwickelt:
Recht auf Gewerkschaftsfreiheit
Gleichbehandlung z.B. von Frauen
Existenzsichernde Löhne
Geregelte Arbeitszeiten (48 Std. Woche, ein freier Tag)
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Reduzierter Einsatz von Agrarchemikalien
Beschäftigungssicherheit
Umweltschutz
Verbot von Kinderarbeit
Keine Zwangsarbeit
Für die Überwachung der Standards wurde das Flower Label Programm entwickelt (FLP). Es zeichnet Firmen aus, die sozial- und umweltverträglich produzieren. Momentan gibt es 61 FLP Produktionsorte mit 150.000 Beschäftigten. Inzwischen gibt es auch das holländische Siegel MPS, das Siegel aus Kolumbien „Floreverde“, das Siegel „fairfleurs“ und die Dachmarke „fair lower plants“ Die Standards dieser Siegel haben sich zunehmend aneinander angepasst. Trotzdem gibt es noch Unterschiede. FLP setzt auf die Beschwerdemöglichkeit der Arbeiterinnen, wenn sie Verstöße beobachten, fairfleurs zahlt den BlumenproduzentInnen 10% mehr als die kostendeckenden Preise, womit Arbeitnehmervertretungen soziale Projekte finanzieren. Die Produktion spielt bei der Preisgestaltung keine große Rolle, für sie wird nur 9 % des Verkaufspreises aufgewandt. Deshalb sind fair gehandelte Blumen auch nicht teurer als herkömmliche. Dass Siegel FLP ist in diesem Jahr von dem offiziellen Projekt der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet worden.
Die Zeitschrift Ökotest hat in einer größeren Kampagne im Mai 2011 Rosen auf Spritzgifte getestet. Es wurden pro Strauß bis zu 20 Gifte gefunden, von denen nach der amerikanischen Umweltbehörde EPA 14 wahrscheinlich oder möglicherweise krebserregend sind. Elf Produkte sind in der EU verboten, vier betrachtet die Weltgesundheitsorganisation als höchst gefährlich. Leider wurden auch in den fairen Produkten Pflanzengifte festgestellt. Das ist nicht nur eine Gefährdung für uns, sondern sie ist viel dramatischer für die Menschen, die die Rosen anbauen, aber auch für die Blumenverkäufer hier.
Am besten abgeschnitten haben die Rosen mit dem Fairtrade Siegel, aber auch sie waren nicht giftfrei. Beachten sollte man auch, dass abgeblühte Rosen auf keine Fall auf den Komposthaufen bzw, in die Biotonne gehören; sie müssen in den Restmüll
Fragen Sie in den Blumengeschäften nach fairen Blumen, zu denen sie aufgrund einer Geschäftsbeziehung oder wegen der regelmäßigen Anlieferung von Blumen für Beerdigungen in Verbindung stehen. Dazu kann ggf. ein Presbyteriumsbeschluss herbei geführt werden, der besagt, dass nur noch auf fair gehandelte Blumen zurück gegriffen wird. Bieten Sie Geschäften, die fair gehandelte Blumen vertreiben an, dass sie ihre Werbung im Schriftenständer der Gemeinde publizieren dürfen oder im Gemeindebrief den Namen der Firma oder des Geschäftes erwähnen. Wenn Gemeinden auch hier nur faire Produkte kauften und den Kauf in entsprechenden Geschäften empfehlen würden, wäre dies sicher eine gelungene Aktion.